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Die Plötzkyer Schiffmühle

Ein Beitrag von Martin Kütz.

Im 18. Jh. hatte Plötzky an der Alten Elbe eine Schiffmühle. Heute kennen wir nicht einmal mehr den genauen Standort. In alten Unterlagen taucht die Schiffmühle überraschend oft auf; offenbar waren die Schiffmüller streitbare Leute.

Plötzky hatte eine Schiffmühle. Wir wissen aber nicht, wo sie gelegen hat. Eine Zeichnung (siehe zweite Abbildung) verortet die Lage der Schiffmühle in einem Bereich an der Alten Elbe, der heute etwa da zu finden ist, wo die gedachte Verlängerung der Waldstraße über die Magdeburger Straße hinaus die Alte Elbe trifft. Auf der gegenüber liegenden Seite der Alten Elbe gibt es einen Mühlenwerder, etwas weiter flußaufwärts ein Mühlenholz (siehe Abbildung links). Das spricht dafür, dass die Plötzkyer Schiffmühle in diesem Bereich gelegen hat. Die Mühle selber wird allerdings auf der Plötzkyer Seite der Alten Elbe gelegen haben. Anderenfalls hätten die Bauern ihr Mehl mit der Fähre auf die andere Seite der Alten Elbe bringen müssen.

Insgesamt gab es im Amt Gommern vier Schiffmühlen: eine vor Randau, eine vor dem Capitelwerder (bei Grünewalde), eine vor dem Streitwerder (bei Schönebeck) und eine südlich vor Ranies (laut Unterlagen im Archiv der Heimatstube Plötzky; Quelle ist jedoch noch nicht identifiziert). Mit der Plötzkyer Schiffmühle ist wahrscheinlich die am Streitwerder gemeint und demnach hat es in Plötzky auch nur eine Schiffmühle gegeben und nicht zwei, wie es in den zitierten Unterlagen aus dem Archiv der Heimatstube Plötzky aufgezeichnet ist.

Über die erstmalige Aufstellung der Schiffmühle wissen wir nichts. Jedenfalls muss es 1755 eine Schiffmühle gegeben haben, denn die Chronik der Stadt Gommern und Umgegend von Emil Meyer berichtet: „Am 13. August fiel der Zimmergeselle Joh. Gottlieb Friedrich Breitenborn von der Schiffermühle in die Elbe und ertrank. …“1 In Unterlagen der Heimatstube Plötzky wird für das Jahr 1764 eine Verpflichtung des Schiffmüllers Liebe genannt, den Einwohnern Gommerns Malz für Bier und Getreide zu mahlen, aber auch die Quelle dieser Aussage muss noch verifiziert werden.2

Abb.: Eine Flurkarte von Plötzky (Foto: Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformationen)3

Für 1772 wird in der Meyer´schen Chronik von einem Brand berichtet, dem u.a. Haus, Scheune und Ställe des Schiffmüllers zum Opfer gefallen sind.4 Und am 29.April 1791 „fiel der zehnjährige Sohn des Schiffmüllers Liebe beim Gondeln in die Alte Elbe und ertrank.“5

Darüber hinaus taucht die Plötzkyer Schiffmühle mit einem offenbar recht streitfreudigen Schiffmüller Liebe in diversen Unterlagen auf. So beschwerte sich im Jahre 1700 das Müllerhandwerk der Stadt Gommern wegen der von einem Hans Becker auf der Alten Elbe bei Plötzky neu aufgelegten Schiffmühle. Offenbar war man über den neuen Konkurrenten nicht begeistert.6 Das Dokument belegt aber auch, dass es in Plötzky schon lange vor 1755 eine Schiffmühle gegeben haben muss.

Konflikte mit den umliegenden Gemeinden waren wohl nicht selten, denn 1747 klagen die Gemeinden zu Plötzky, Pretzien und Karith sowohl gegen den neuen Müller Adam Windberg bei Gommern als auch gegen den Schiffmüller Moritz Liebe bei Plötzky. Vor dem Hintergrund des Mühlenzwangs, der die Bauern verpflichtete, ihr Getreide bei einer bestimmten Mühle mahlen zu lassen, ging es wohl auch hier um ungeliebte Konkurrenz.7

Im Jahr 1763 wurde dann dem Schiffmüller Moritz Liebe in Plötzky die Erlaubnis zum Betrieb einer Schiffmühle entzogen und die Demolierung der Plötzkyer Schiffmühle angeordnet. Offenbar hatte er an der Mühle und im Umfeld ihres Standortes schädliche Einbauten vorgenommen.8 In Unterlagen im Archiv der Heimatstube Plötzky wird 1764 als das Jahr genannt, in dem der Schiffmühlenbetrieb in Plötzky eingestellt wurde. Vermutlich bezieht sich das auf den in der zitierten Urkunde benannten Sachverhalt.

Eine Generation später (1788) finden wir dann in den Archiven ein Erlassgesuch des Schiffmüllers Moritz Heinrich Liebe zu Plötzky.9 Der genaue Inhalt des Dokuments ist uns noch nicht bekannt, aber offensichtlich gab es zu diesem Zeitpunkt wieder eine Schiffmühle in Plötzky oder es sollte eine Schiffmühle aufgebaut werden.

Schließlich finden wir dann für die Jahre 1795 bis 1804 eine Anzeige der Anne Gertraute Knopf, Besitzerin der Neuen Mühle in Gommern (Es gibt in Gommern heute noch ein Flurstück mit der Bezeichnung Neue Mühle) und des bereits genannten Schiffmüllers Heinrich Moritz Liebe zu Plötzky gegen die Gemeinden Plötzky und Pretzien. Wieder ist der Mühlenzwang der Auslöser, aber auch hier steht eine detaillierte Analyse des Dokumentes noch aus.10

Nach den letztgenannten Dokumenten gab es also die Schiffmühle auch noch eine lange Zeit nach dem Jahr 1764. In Unterlagen im Archiv der Heimatstube Plötzky wird zudem vermerkt, der Schiffmüller Liebe habe auch die Windmühle in Plötzky betrieben. Diese Aussage lässt sich durch Archivalien bisher jedoch nicht belegen; hier ist weitere Forschung erforderlich.

Abb.: Zeichnung über die vermutete Lage der Plötzkyer Schiffmühle, ca. zwischen 2000 und 2010 entstanden (Foto: Archiv der Heimatstube Plötzky)


Nachweise

  1. Kütz, Martin (2021): Die Plötzkyer Chroniken. epubli: Heimatverein Plötzky Ostelbien e.V. S. 102. ↩︎
  2. vgl. ebd. S. 322 ↩︎
  3. GeoBasis DE/LvermGeo, BKG 2024. ↩︎
  4. vgl. ebd. S. 104. ↩︎
  5. ebd. S. 105. ↩︎
  6. Landesarchiv Magdeburg, Signatur: D15, II XVI Nr. 2a. ↩︎
  7. Landesarchiv Magdeburg, Signatur: D15, II XVI Nr. 12 a. ↩︎
  8. Landesarchiv Magdeburg, Signatur: D15, II VII Nr. 29. ↩︎
  9. Landesarchiv Magdeburg, Signatur: D15, II XVI Nr. 17. ↩︎
  10. Landesarchiv Magdeburg, Signatur: D15, II XVI Nr. 18 a. ↩︎