
Hugo Junkers (1859-1935) betrieb ab 1895 in Dessau eine Fabrik für Badeöfen. 1897 wurde er zum Professor für Wärmetechnik an die Technischen Hochschule Aachen berufen. Seine Firma in Dessau leitete fortan ein Betriebsleiter. Hier beschäftigte er sich neben seiner Lehrtätigkeit mit Aerodynamik. Ihm schwebte vor, in Dessau Flugmaschinen schwerer als Luft aus Metall zu bauen.
1910 war es dann soweit: Junkers ließ in Aachen einen Windkanal errichten, in dem er Versuche zum Auftrieb von Flugkörpern machte. Die im Windkanal optimierte aerodynamische Form einer Flugmaschine meldete er 1910 zum Patent an. Es trägt den Titel Gleitflieger mit zur Aufnahme von nicht Auftrieb erzeugenden Teilen dienenden Hohlkörpern. Seine Überlegung bestand darin, den Tragflügel respektive das ganze Flugzeug als hohles selbsttragendes Bauteil zu fertigen, um darin den Motor, Verstrebungen, Kraftstoffbehälter und Zuladung unterbringen zu können. Bei seinen Untersuchungen erkannte er die grundsätzliche Bedeutung des Tragflächenprofils für die Leistung eines Flugzeuges. Er konnte als Erster nachweisen, dass ein dickes Profil sehr viel mehr Auftrieb erzeugt als die bislang von den Flugpionieren verwendeten, dünnen, dem Vogelflug nachgeahmten Flügelprofile.
Damit war Junkers der Erste, der aus aerodynamischen und technischen Überlegungen den Nurflügler auf den Weg gebracht hat.
Von Anfang an löste sich Junkers von der Auffassung der Luftfahrtpioniere, Flugmaschinen ausschließlich aus Holz, Leinwand und Draht zu fertigen. Als Metallbauer erkannte er die konstruktiven und fertigungstechnischen Vorteile des Baus von Flugmaschinen aus Metall.
Abb.: Das erste Patent von Hugo Junkers im Flugzeugbau, 1910 (Foto: Deutsches Patent- und Markenamt)1
Nach den Vorstellungen Junkers musste das ideale Fluggerät aus einem starken Motor, einer genügend Auftrieb erzeugenden Hülle und einer in Leichtbauweise gefertigten, selbsttragenden Konstruktion bestehen. Nach diesen Grundsätzen entwickelte er sein erstes zweisitziges, aus Metall gefertigtes Versuchsflugzeug, das Jagdflugzeug J 1 (Erstflug 12. Dezember 1915).
Für die ersten Flugversuche der J 1 stand ein leistungsstarker Motor mit 120 PS zur Verfügung. Doch für den militärischen Einsatz war das Flugzeug zu schwer. Junkers musste für die Konstruktion Stahlelemente und für die Beplankung der Tragflügel dünnes Stahlblech einsetzen. Die leichten Duralumin-Bleche waren nicht zu beschaffen. Trotz dieser Schwierigkeiten war die Junkers J 1 flugtüchtig.
Bei Flugversuchen am 18. und 19. Januar 1916 erreichte die J 1 eine Höhe von 900 Meter und eine Geschwindigkeit von 170 km/h. Es konnte bewiesen werden, dass ein ganz aus Metall gefertigtes Flugzeuge fliegen kann.
Den Offizieren der militärischen Erprobungsstelle in Döberitz bei Berlin war die Metallhülle eines Flugzeuges als Panzerung gegen Geschosse sehr willkommen, doch mit 937 kg Leergewicht gegenüber dem ebenfalls 1915 entwickelten Jagdflugzeug Fokker E-III mit nur 400 kg war die Junkers J 1 nicht konkurrenzfähig. So vergab die Inspektion der Fliegertruppe der eigentlich Badeöfen herstellenden Firma Junkers & Co. in Dessau keinen Bauauftrag für das Flugzeug J 1.
Allerdings wurde das Potential der Konstruktion erkannt und ein Versuchsauftrag für eine verbesserte leichtere Ausführung erteilt. Aber auch die in Stahlbauweise gefertigte Junkers J 2 (Erstflug 11. Juni 1916) war zu schwer. Erst der Übergang zu einer echten Leichtbauweise bei der Junkers J 4 (Erstflug 28. Januar 1917), die wie alle nachfolgenden Junkers-Modelle eine Beplankung in Duralumin-Leichtbauweise erhielten, konnte die Militärs überzeugen. Von dem zweisitzigen Erdkampfflugzeug Junkers J 4 wurden bis zum Kriegsende 1918 insgesamt 189 Flugzeuge in Dessau gebaut und ausgeliefert.
Nach dem Ersten Weltkrieg war der Flugzeugbau in Deutschland durch den Versailler Vertrag verboten. Die sowjetische Regierung jedoch hatte den Vertrag nicht unterschrieben. Sie zeigte großes Interesse an der Junkerschen Metallbauweise für Kriegs- und Verkehrsflugzeuge. So gründete Junkers auf der Grundlage des Rapallo-Vertrages von 1922 und durch Vermittlung der Reichswehr in Fili bei Moskau einen Zweigbetrieb, die Junkers-Werke Dessau, Zentrale für Russland. In Fili setzte Junkers seine Duralumin-Leichtbauweise fort und entwickelte und baute zwischen 1922 und 1926 die Kriegsflugzeuge Junkers Ju 20 und die Junkers Ju 21. Von diesen Flugzeugen wurden insgesamt 172 Maschinen an die russischen Luftstreitkräfte ausgeliefert.
Insbesondere die unter Junkers Leitung in Dessau gebauten Ganzmetallflugzeuge F 13, G 31, G 38 und die Ju 52 beförderten die zivile Luftfahrt.
Heute zeigt das Junkers-Museum in Dessau eine umfassende Sammlung von Exponaten, die die bahnbrechenden Arbeiten von Hugo Junkers eindrucksvoll dokumentieren.
Abb.: Festigkeitsprüfung am Tragflügel der Junkers J 1. In der Bildmitte Hugo Junkers, 1915 (Foto: Privatarchiv Jürgen Seifert)

Nachweise
- DRP 253 788. ↩︎
weiterführende Informationen finden Sie in:
- Matter, Günter (2019): Elektron – Geschichte und Renaissance eines außergewöhnlichen Metalls. Klartext: S. 75-94.
- Literaturverzeichnis